Nachwuchsarbeit mit Rückenwind

Girls' Day 2019 im Teutolab ©kompetenzz, Björn Gaus

Wer den Girls‘ und Boys‘ Day nicht ehrt… – ist den Azubi nicht wert? Ganz so hart gilt das sicherlich nicht. Als Unternehmer können Sie auch so genug für die Nachwuchsarbeit tun. Aber nicht mit soviel Rückenwind.

Praktisch jede Schule der Republik dürfte ihre Schülerinnen und Schüler in der meist 7. oder 8. Klasse auf diesen bundesweiten Aktionstag aufmerksam machen. Das ist der große Vorteil gegenüber allem anderen, was Sie natürlich auch auf die Beine stellen können, wie beispielsweise Schülerpraktika und Besuche in Schulen oder auch Kitas sowie Aktionstage oder auch Tage der offenen Tür für Familien oder Anwohner und sonstige interessierte Besucher – was eben in Ihrem Unternehmen sinnvoll ist. Seit 2001 findet der Aktionstag bundesweit statt zunächst nur als Girls‘ – später auch als Boys‘ Day. Er soll die Kinder und Jugendlichen ein bisschen in die Welt der für sie geschlechtsuntypischen Berufe einführen. Schülerinnen und Schüler bekommen dann in diversen Unternehmen neue Einblick in jene Berufsfelder, die sie sonst „bei der Berufsorientierung selten in Betracht ziehen“, wie es auf der Aktionsseite des Girls Day heißt.

Die Mädchen lernen den Arbeitsalltag in Laboren, Werkstätten oder Büros kennen. Zeitgleich schnuppern die Jungs am Boys Day vor allem in Pflege- und andere soziale Berufe hinein – aber gern auch in die Ergotherapiepraxis oder Apotheke, den Augenoptikerbetrieb oder als Pflegehelfer in Pflegedienste oder -einrichtungen. Die Vielfalt ist groß. Teilnehmen können alle interessierten Schüler der 5. bis 13. Klassen.

Dieses Jahr findet der bundesweite Aktionstag in Unternehmen am 25. April statt. Und wenn Sie gleich schon vorausplanen wollen: 2025 dann am 3. April.

So nehmen Sie teil

Der Girl’s und Boys‘ Day ist praktisch für alle Unternehmen interessant, die in irgendeiner Form Nachwuchsarbeit machen. Und das sollten bei dem Fachkräftemangel in einigen Bereichen viele Betriebe sein. Die können sich zu diesem Anlass potenziellen Bewerbern vorstellen – und sollten nun möglichst rasch mal Kontakt zu den Schulen in ihrem näheren Umkreis aufnehmen. Es dürfe sich lohnen: Viele, wenn nicht gar alle, Schulen werben für diesen Aktionstag bei ihren Schülern und Schülerinnen sowie auch den Eltern.

Boys' Day 2017 in Bielefeld ©kompetenzz Björn Gaus

Und für Unternehmen mit Bedarf an Azubis oder auch jüngeren Fachkräften auch aus akademischen Berufen lohnt sich die Nähe zu Bildungseinrichtungen und das Kümmern um die jungen Leute am Girls Day und Boys Day – oder auch zu anderen Anlässen – sehr. Selbst wenn der oder die Besucherin später dann etwas anderes macht: In aller Regel besprechen die Mädchen und Jungen ihre Erfahrungen in den Klassen und dann hat er oder sie in der Regel auch noch Freunde und Freundinnen oder auch Geschwister, denen er von den Erfahrungen erzählt.

Gerade wenn Sie beispielsweise Berufe wie Bauingenieurin, Chemikantin, Fachinformatikerin oder Industrie- oder Fluggerätemechanikerin anbieten oder händeringend Mangel an pharmazeutisch-technischen Assistentinnen, Medizinischen Fachangestellten, Ergotherapeuten oder auch Rechtsanwaltsfachangestellten haben: Laden Sie sich die Unterlagen für die Teilnahme am Girls‘ und Boys‘ Day runter und melden sich an. Bestenfalls entdecken am Aktionstag einige Mädchen ihr Interesse an eigentlich eher männertypischen Berufen. Erfahrungsgemäß ändern viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach der Teilnahme noch ihren Berufswunsch. Vor ein paar Jahren war mal die Rede von rund 40 Prozent.

Einiges Versicherungstechnische…

Gilt Ihre Veranstaltung als Schulveranstaltung, greift die gesetzliche Unfallversicherung über die Schule. Bei einem Unfall am Veranstaltungsort oder Wegeunfall ist das Schulsekretariat zu kontaktieren. Steht das Angebot auf der Webseite des Girls‘ Day beziehungsweise Boys‘ Day, sind die Mädchen oder Jungen zusätzlich zur Schule über eine subsidiäre Versicherung durch die bundesweite Koordinierungsstelle unfallversichert – die haftet auch, wenn Ihr Girls‘ oder Boys‘ Day keine Schulveranstaltung ist. Steht das Angebot auf der Website des Girls‘ Day oder Boys‘ Day, genießen die Mädchen oder Jungen auf jeden Fall einen subsidiären Haftpflichtschutz. Dieser würde greifen, falls keine Familienhaftpflicht existiert.

Da es sich beim Girls‘ und Boys‘ um ein schulisches Projekt zur Berufsorientierung oder schulisches Betriebspraktikum handelt, sind die Kinder und Jugendlichen von den §§2 und 5 des Jugendarbeitsschutzgesetzes ausgenommen, die die Beschäftigung von Kindern und vollzeitschulpflichtigen Jugendlichen verbieten. Auch gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verstößt die Veranstaltung laut Antidiskriminierungsstelle des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) nicht. Was noch wissenswert auch für Sie als Unternehmer ist, erfahren Sie auf der jeweiligen Aktionsseite.

Kontakt halten und Kooperation suchen

Nach Abschluss brauchen Sie dann eigentlich nur noch Kontakt zu halten. Und vielleicht versuchen, über den Girls‘ Day oder Boys‘ Day 2024 hinaus Kooperationen entstehen zu lassen. Manch ausbildungserfahrene Unternehmen arbeitet bereits seit Jahren regelmäßig und erfolgreich mit Schulen oder Kindergärten zusammen. Um etwas in Gang zu bringen, reicht es oft, den Jugendlichen nach ihrem Besuch nicht eine Visitenkarte mitzugeben, sondern drei: eine für den Teilnehmer, eine für einen Freund oder eine Freundin und die dritte für den Klassenlehrer. Mit dem Sie ruhig das Gespräch suchen sollten – und dem Jugendlichen ein entsprechendes Schreiben mitgeben. Vielleicht ergeben sich daraus noch Besuche des Chefs oder Ausbilders oder eines Mitarbeiters in der Klasse. So können Sie auch zwischendurch die Werbetrommel für ihren Ausbildungsbetrieb rühren.

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